Bremsflüssigkeit
Ein vergessener Saft
Einleitung
Es ist eine Flüssigkeit die unbeachtet ihren Dienst versieht. Ihr Niveau wird nur unregelmässig kontrolliert. Das Auswechseln wird verschoben oder gar als unnötig abgetan. Dieser Saft entscheidet aber über Leben oder Tod der Fahrzeuginsassen.
Gemeint ist die Bremsflüssigkeit. Im Gegensatz zum Motorenöl wird die Bremsflüssigkeit -wenn überhaupt- nur in unregelmässigen Abständen erneuert.
Fakten
Bremsflüssigkeit ist das kraftübertragende Mittel der hydraulischen Bremse. An sie werden eine Reihe schwieriger Anforderungen gestellt:
Wichtigste Forderung: Sie muss hygroskopisch sein, das heisst sie muss Wasser in sich aufnehmen, um zu verhindern, dass einzelne Wassertropfen (Siedepunkt 100°C) zu sieden beginnen.
Gefordert wird ein hoher Siede- und Flammpunkt. Der hohe Siedepunkt (260°C) gibt die Gewähr, dass auch bei hohen Temperaturen keine Dampfblasen entstehen. Der hohe Flammpunkt macht sie unentzündlich.
Sie darf auch bei tiefsten Temperaturen nicht stocken (Stockpunkt -65°C) sondern muss viskositätsstabil sein.
Die Schmierfähigkeit muss auch bei hohem Druck und Temperatur gewährleistet sein.
Sie soll eine hohe Korrosionsfestigkeit gegenüber Metallbauteilen haben, soll aber gleichzeitig die verwendeten Gummi- und Kunststoffteile nicht angreifen.
Alle obengenannten Eigenschaften dürfen sich auch unter längerer Erhitzung oder Unterkühlung nicht verändern.
Bremsflüssigkeit besteht zu 65% aus Glykol sowie zu etwa 35% aus Glykoläther. Des Weiteren enthält sie Rostschutzzusätze. Seit 1975 muss sie klar bis bernsteingelb eingefärbt sein. Der Trocken-Siedepunkt der heute verwendeten Bremsflüssigkeit liegt bei 260°C. Die Flüssigkeiten müssen untereinander mischbar sein.
Warum Flüssigkeitswechsel?
Wie im oberen Teil beschrieben, ist die Flüssigkeit hygroskopisch. Vor allem über die Bremsschläuche wird Wasser gezogen (Diffusion). Nach rund zwei Jahren ist der gefährliche Nass-Siedepunkt erreicht und zwar egal ob gefahren wurde oder nicht. Die Gefahr durch Korrosion festsitzender Kolben nimmt damit zu.
Wie wird die Flüssigkeit gewechselt
Eine Person sitzt im Auto und betätigt das Bremspedal die zweite lässt die Flüssigkeit über die Entlüfter ausfliessen. Das war einmal.
Mit dieser Vorgehensweise wird mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit der Hauptbremszylinder zerstört. Warum:
Der Kolben im Hauptzylinder muss einen Weg zurücklegen (bis zum Bodenblech), den er noch nie oder schon lange nicht mehr zurückgelegt. Mit den Jahren hat sich im Zylinder Schmutz angesammelt. Gleichzeitig hat sich der Zylinder im Bereich ,in dem sich der Kolben immer hin und her bewegt, abgenutzt. Wenn der Kolben nun bis zum Anschlag bewegt wird, kommt zuerst die Dicht-Manschette am Kolben über die abnutzungsbedingte Erhöhung an der Zylinderwand und anschliessend muss noch der Schmutz weggestossen werden, was kein Hauptbremszylinder überlebt. Das Ergebnis ist: Bremsflüssigkeit gewechselt; Pedal lässt sich bis zum Boden durchdrücken.
Sicherer ist es, die Flüssigkeit mittels einem Entlüftergerät zu wechseln. Bei diesem wird die neue Flüssigkeit mit Druck in den Reservebehälter gepresst gleichzeitig die alte bei den Entlüftern herausgedrückt, ohne dass der Hauptbremszylinder bewegt wird.
Mit einem solchen Gerät lässt sich die Flüssigkeit für die Bauteile gefahrlos wechseln.